Novembertage im Harz

Die größte Sorge unserer Reise war, wann und ob überhaupt wir per Bahn im Harz ankommen. Doch oh Wunder –

alle Züge verkehrten pünktlich und somit waren alle Umstiege bis zum Reiseziel Braunlage sicher. In Braunlage empfing uns das beste Hotel am Platze – Hallenbad und Sauna inklusive. Braunlage ist gewissermaßen das Zermatt Niedersachsens und selbstredend beherbergt dieser Wintersportort ein Heimat- und Skimuseum, das sogar das offizielle FIS-Siegel hat. Das Museum war zwar saisonbedingt geschlossen, aber dank Organisationsgeschick erhielten wir dennoch eine private Führung durch den Ortsheimatpfleger persönlich. Und die Führung hat sich gelohnt. Nach zwei Stunden hatten wir einen Informationsfundus, der für ein kleines Taschenbuch reicht! Am gleichen Tag noch erwiesen wir im Rahmen einer Wanderung dem höchsten Berg Niedersachsens, dem Wurmberg (971 Meter), unsere Referenz. Am folgenden Tag stand der höchste Berg des Harz und zugleich Sachsen-Anhalts, der Brocken (1141 Meter), auf dem Programm. Der Zustieg erfolgte über den „Goethe-Weg“, benannt nach der mutmaßlich begangenen Wegstrecke im Jahr 1777 durch Johann W. v. Goethe. Auf dem Gipfel pfiff der brockentypische, rauhe Wind plus Nebel, womit die November-Szenerie perfekt war. Ein Rundgang im „Nationalpark-Info-Center“ im Gipfelbereich sei dem geneigten Leser dringend empfohlen! Am Sonntag zog es uns in die mittelalterliche Kaiserstadt Goslar, die zum einen dieses Jahr ihr 1100-jähriges Jubiläum feiert, zum zweiten und zu Recht, zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Erstes Ziel war selbstverständlich die Kaiserpfalz. Er diente insbesondere den Salierkaisern vom 11. bis zum 13. Jahrhundert als bevorzugte Aufenthaltsstätte. Das Gebäudeensemble der Kaiserpfalz beeindruckte bereits im 11. Jahrhundert derart, dass der Chronist Lampert von Hersfeld vom „berühmtesten Wohnsitz des Reiches“ sprach. Ja, er hatte und hat recht, staunend und sprachlos liesen wir u. a. den Sommersaal der Kaiserpfalz mit ihren historisierenden Kolossalgemälden auf uns wirken. Ein Bummel durch die Altstadt mit ihren verwinkelten Gässchen und ihrem Fachwerkensemble durfte nicht fehlen. Goslar hatte über Jahrhunderte hinweg einen bedeutenden jüdischen Bevölkerungsanteil mit hohem politischen und gesellschaftlichem Gewicht, jedoch ausgelöscht durch die Nazi-Barbarei. Um so mehr war es uns wichtig, in stillem Gedenken auf dem jüdischen Friedhof uns unserer jüdischen Mitbürger zu erinnern. Am letzten Tag unserer Harzreise ging es nach Wernigerode am östlichen Fuß des Harz gelegen. Über den „Märchenweg“ stiegen wir zum Kaiserturm hinauf, der einen herrlichen Weitblick tief nach Sachsen-Anhalt bot. Der Nachmittag stand in Wernigerode zur freien Verfügung und wir konnten je nach Interesse diese schmucke Kleinstadt erkunden. Gefunden haben wir uns wieder im „Cafe Wien“, das zu Recht den Namen trägt mit Blick auf das Interieur und die erstklassigen Torten.