Hochtour zum Silvrettahorn (3.244m)

Eigentlich stand in der Tourenbeschreibung, dass wir dem Piz Buin einen Besuch abstatten wollen.

Tatsächlich aber kam zwei Tage vor der Tour eine Warnmeldung des Alpenvereins Vorarlberg heraus, in der ausdrücklich vor einer hohen potentiellen Gefahr eines Felssturzes am kleinen Piz Buin, im Bereich der Buin Lücke gewarnt wurde. Somit war unsere Entscheidung recht schnell auf das Silvrettahorn als Alternativziel gefallen. Ist ja nicht so, dass es keine Ausweichziele gäbe in der Silvretta.

Marcus unser Tourenführer legt den Treffpunkt für unsere sechser Gruppe auf ganz entspannte 13:00 Uhr fest. Mit zwei Autos stehen wir bereits zwei Stunden später auf dem Wanderparkplatz der Wiesbadener Hütte auf der Ostseite des Silvrettastausees. Immer noch genügend Zeit für unseren Aufstieg zur Hütte. Außerdem bessert sich das Wetter von Stunde zu Stunde. Die dichten Wolken lichten sich zusehends und geben den Blick auf die frisch verschneiten Gipfel der Silvretta frei. Wir marschieren auf dem Uferfahrweg entlang des Stausees und biegen bald links auf den Höhenweg, der als alternativer Hüttenzustieg etwas abwechslungsreicher angelegt ist, ab. Auf ihm gehen wir immer weiter, leicht ansteigend, ins Ochsental hinein und erreichen nach guten zwei Stunden die Hütte. Wir erhalten sogar ein Zimmer exklusiv nur für unsere Gruppe und richten uns schnell ein. Frank gibt schon mal eine Warnung heraus, dass es wohl für alle besser wäre Ohrenstöpsel in der Nacht zu benutzen, was wir natürlich beherzigen und somit wunderbar ruhig schlafen. Allerdings kommen uns am nächsten Morgen verschiedene Leute mit erheblich roten Augen aus unseren Nachbarzimmern entgegen 😁 - sie haben wohl nicht so gut geschlafen 😉.

Ein ausgiebiges Frühstück gibt es für uns um sechs Uhr, damit wir um sieben Uhr starten können. Das Wetter ist klar heute Morgen, alle Wolken haben sich verzogen und der Vollmond steht noch knapp über dem Gipfel des Silvrettahorn. Von der Hütte folgen wir zuerst dem gut sichtbaren Weg in südwestlicher Richtung, etwas bergab, über Geröllfelder und zwei Gletscherbäche, die in den Morgenstunden noch wenig Wasser führen, dann erneut aufwärts, unterhalb der Grünen Kuppe vorbei. Von hier geht es wieder flacher über abgeschliffene Felsen und eine einfache Brettbrücke mit Drahtseilgeländer auf die äußerste rechte Seite der mächtigen Felsabbrüche des Ochsentalgletschers. Wir kämpfen uns weiter hoch, durch viele große Felsen, Schutt und Geröll zum Gletscherbeginn. Steigeisen, Gurt und Seil anlegen, Pickel raus und weiter geht´s. Der Gletscher ist Gott sei Dank mit einer zwanzig Zentimeter dicken Schneeauflage bedeckt. Die Spur ist bereits gut angelegt und führt angenehm durch einen Bereich mit teilweise riesigen Gletscherspalten hindurch. Bald erreichen wir das flache Gletscherbecken und zweigen hier wiederum rechts ab. Nun geht es wieder steiler in die Egghornlücke hinauf. Ein eisig kalter Wind pfeift durch die Lücke und wir müssen noch zwei Lagen anziehen. Teilweise mit und teilweise ohne Steigeisen gehen wir über schneebedeckte Felsen und Geröll nun steil hinauf auf den Vorgipfel. Ab hier sind Bohrhaken für den weiteren Aufstieg vorhanden und Marcus zieht ein Seil bis zum letzten, finalen Gipfelaufschwung ein. Diesen erklimmen wir in leichter Kletterei. Komischerweise ist es hier auf dem Gipfel fast windstill – umso besser. Wir sehen bestens auf unser ursprüngliches Ziel den Piz Buin hinüber und können sogar einzelne Personen ausmachen. Wir genießen die 360° Gipfelschau und machen uns, nach einer kurzen Pause, wieder an den Abstieg. Wir kommen gut voran, der Schnee spielt im Großen und Ganzen auch noch gut mit und erreichen gegen halb drei - drei wieder die Wiesbadener Hütte. Die Terrasse ist fast voll besetzt, aber wir finden noch ein schönes Plätzchen in der Sonne. Nochmal den Durst löschen, einen Kaiserschmarrn oder Spaghetti essen und schon befinden wir uns wieder auf dem Weg (diesmal auf dem ganz normalen Hüttenfahrweg) zurück zum Parkplatz am Stausee.

Eine sehr schöne Hochtour mit Wetterglück, auf einen nicht so hochfrequentierten Berggipfel, in der beeindruckenden Silvretta Bergwelt geht schon wieder zu Ende. Das wird wohl die letzte Hochtour in dieser Saison gewesen sein.

Vielen Dank an Marcus für seine sichere und ruhige Tourenleitung.