Skitouren im Langtauferer und Rojen Tal,

13.03. – 17.03.2022

Fünf Skitourentage im Oberen Vinschgau in Südtirol sind angesagt – das klingt nach gutem Wetter, riesigem Tourenangebot, leckerem Essen und natürlich original italienischem Kaffee! Na, wenn das kein Grund ist!

Für die Abfahrt wählen wir den bereits bestens erprobten, morgendlichen 06:00 Uhr Termin. Hubert W. hat unserem Tourenführer Rainer netterweise den DAV Bus überlassen, vielen Dank dafür. Was mich sehr freut ist, dass wir mit Hubert B., unseren Webmaster der Sektion (Verantwortlich für den gesamten Internetauftritt, reibungslose online Tourenbuchungen, uvm.), mit auf Tour haben. Er stellt sogar meine ellenlangen Tourenberichte und Bilder ohne Zögern ein. Wir sammeln noch drei Teilnehmer auf dem Weg nach Italien ein und kommen ohne großen Verkehr, mit einem voll besetzten Bus im Langtauferer Tal an.

Der Plan ist direkt zum Parkplatz der ersten Tour zu fahren und nicht zuerst in die Pension, um keine Zeit zu verlieren, um das schöne Wetter nicht ungenutzt zu lassen. Ziel ist das Mittereck, 2908m. Hierfür sind ca. 1200hm und ungefähr sechzehn Kilometer retour, als Daten genannt. Es geht also gleich richtig los. Nach einem kurzen Abstecher in die falsche Richtung (hab Rainer versprochen diesen nicht weiter zu erwähnen bzw. auszuführen ;-) ) sind wir bei bestem, sonnig warmem Wetter vom Ausgangspunkt in Kapron durch das Roselltal zur schön gelegenen Ochsenbergalm unterwegs. Im Windschatten der Alm gibt es eine erste Verschnaufpause. Danach geht es weiter, vorbei an der St. Wendelin Kapelle (ein gutes Omen, haben wir doch auch einen Wendel in unserer Truppe) und einem kleinen Almgebäude relativ lange, ohne großen Höhengewinn, in den weiten Talschlusskessel. Erst hier fängt das Gelände an sich aufzusteilen. Es geht in einem großen Bogen, entlang eines ausgeprägten Rücken, empor Richtung Gipfelkreuz. Für die letzten Meter müssen wir die Skier allerdings noch abschnallen. Oben haben wir eine gute Rundumsicht und ganz unten können wir sogar einen Blick vom Reschensee erhaschen. Allerdings hat das Gipfelkreuz eindeutig schon bessere Tage erlebt. Aus Dankbarkeit und, dass wir in Zeiten eines Krieges eine Woche praktisch nur zu unserem Vergnügen unterwegs sein dürfen, steuern Edith, Rainer und Hubert, als Friedensimpuls und um sich selber Gedanken zu machen, einige wirklich schöne, besinnliche Texte und Lieder bei – vielen Dank dafür! Auf einem Gipfel ist das doch immer ein besonderer Moment. Aufgrund der sicheren Verhältnisse wählen wir für die Abfahrt den ziemlich direkten Weg, nordwärts durch eine schöne weite Mulde, in den Talkessel und über den breiten, präparierten Rodelweg zurück zum Bus. Nun geht´s aber in unsere Unterkunft, den kleinen aber schnuckeligen Berggasthof Alpenfriede. Kurz einchecken und erst mal zwei, oder noch mehr Cappuccino, sowie einige elektrolytische Getränke – prima, alles gut jetzt. Es gibt hier sogar einen kleinen Wellnessbereich mit Sauna und Dampfbad. Diese Möglichkeit werden wir die nächsten Tage nach den Touren ausgiebig nutzen. Die Unterkunft ist voll ausgebucht mit Gleichgesinnten. Wir haben Halbpension gebucht und das abendliche Menü lässt dabei wirklich keinerlei Wünsche offen.

Nach einem ausgiebigen Frühstück geht es heute auf den ersten Dreitausender, den Glockhauser 3.021m. Wir fahren nur ca. fünf bis zehn Minuten bis Melag, dem End- und Ausgangspunkt des Tals. Dies scheint eine wirklich beliebte Tour zu sein, denn trotzdem, dass wir noch sehr früh dran sind, zählen wir doch unglaubliche fünfundsiebzig Tourengänger, die bereits unterwegs sind, oder sich bereitmachen. Wenn man sich überlegt, dass es Montag ist, also kein Wochenende, ist das schon gewaltig. Aber alle verteilen sich so am Berg, dass keiner gestört wird. Die Tour verläuft eigentlich immer in der Sonne. Es ist ein wunderschön gegliedertes Gelände mit zwei steileren Aufschwüngen. Weiter in nördlicher Richtung ziehen wir direkt auf den Gipfel zu. Kurz vor dem steilen Gipfelhang geht es schräg auf einen Kamm und unschwierig auf den höchsten Punkt des Glockhauser mit seinem neuen Gipfelkreuz. Kaiserwetter heute! Kein Wind, Sonne pur und fantastische Rundumsicht. Deshalb halten wir es wirklich lange hier oben aus und haben eigentlich gar keine Lust mehr wieder ins Tal abzufahren. Aber irgendwann wird es Zeit doch zu starten. Im oberen Teil herrschen noch sehr gute Abfahrtsbedingungen, aber im unteren Teil hat die Sonne bereits alles aufgeweicht und der schwere Schnee schränkt den Genuss doch erheblich ein. Zurück in der Unterkunft wird sich, wie schon erwähnt, zuerst einmal der Erholung des Körpers gewidmet, es folgen schließlich noch ein paar Tourentage.

Der Wetterbericht hat für heute einen kleinen Wetterumschwung prognostiziert und sogar Saharastaub vorhergesagt. Tatsächlich sind heute Morgen die Lichtverhältnisse ganz komisch. Die höheren Gipfel (über Dreitausend) sind in Wolken gehüllt. Wir entscheiden uns deshalb dafür einen Abstecher in das Rojen Tal zu machen, um dort die Elferspitz, 2.926m, zu versuchen. Auch hier parken wir im Talschluss und gehen vorbei an der Talstation des Skiliftes Rojen, rechts haltend, durch einen wunderschönen Waldgürtel aus Lärchen und Kiefern. Irgendwie sieht es hier aus wie im Märchenwald, mit einer ganz mystischen Stimmung. Linksseitig der Skilift Bergstation nun hinein ins Gampertal und zu den Aufschwüngen der Elferspitz. Wir kommen bis auf eine Höhe von ca 2.850m, als der Schnee ausgeht. Alles abgeblasen und nur noch Felsen. Erst der eigentliche, steile Gipfelhang hat wieder Schnee. Außerdem ist der Gipfel immer wieder in jetzt rötlich-gelben Wolken gehüllt. Für uns ist das heute gut genug und wir erklären nun einfach hier, für uns, den Gipfel. Die diffusen Lichtverhältnisse machen die Abfahrt bis zur Bergstation etwas abenteuerlich. Für den Rest wählen wir bequem die bestens präparierte Skipiste. Da es noch nicht so spät ist, schlägt Hubert eine Einkehr im Alpengasthof Bergkristall vor. Anscheinend eine gute Wahl, denn etliche andere Gruppen haben die gleiche Idee. Die Verköstigung ist auf jeden Fall bestens.

Heute am vierten Tag planen wir nochmal eine ausgewachsene Tour, mit ca. 1.350hm. Hierfür haben wir uns die Falbenairspitz mit 3.199m ausgesucht. Gestartet wird wieder am Talende in Melag. Wir gehen entlang der Loipe und des Winterwanderweges die zweieinhalb Kilometer, fast eben, zur Melager Alm. Gleich nach den Almgebäuden zweigen wir rechterhand in den Waldgürtel. Durch ihn hindurch bis wir auf schönes, freies und abgestuftes Skigelände treffen. Von hier geht es nun ca. dreihundert Höhenmeter, in zahlreichen Kehren hinauf, in die Einsattelung zwischen Rotebenkopf und Falbenairspitz, wo wir nun Ski Depot machen. Allerdings fallen uns diese Höhenmeter extrem schwer, da wir ständig mit mega Klumpenbildung an unseren Fellen zu kämpfen haben. Zu Fuß geht es weiter bis wir auf den breiten und unschwierig zu begehenden Westrücken und das weitläufige Gipfelplateau der Falbenairspitz. Die Aussicht von hier oben ist leider durch den immer noch in der Luft liegenden Saharastaub etwas getrübt. Aber wir sehen trotzdem hinüber zur mächtigen Weißkugel, den beiden Bärenbartkogeln, die Freibrunnerspitzen, weiter hinüber zur Weißseespitze mit dem mächtigen Gletscherfeld des Gepatschferners und auch zum Glockhauser, der Tour vom Dienstag. Für die Abfahrt nehmen wir die sicherste Variante entlang der bekannten Aufstiegsroute. Zurück an der Melager Alm gönnen wir uns noch eine kleine, isotonische Erfrischung.

Letzter Tag heute. Wie schnell die Zeit vergeht. Wir packen schon mal all unsere Sachen in den Bus und fahren wieder ins Rojen Tal. Es geht auf den Inneren Nockenkopf, 2.768m, einer nicht allzu langen Tour. Es ist sehr warm heute. Wir überqueren eine kleine Brücke und ziehen rechts des Rojenbaches Tal einwärts. Noch bevor wir die kleinen Heuhütten erreichen, halten wir uns rechts und spuren zum ersten baumfreien Rücken. Über ihn gehen wir steil empor in flacheres Gelände und schräg links zu einem Wetterkreuz. Von hier gelangen wir auf der linken Seite des steilen Osthangs zum Südgrat und über diesen auf den Gipfel des Inneren Nockenkopfs. Das Panorama ist auch heute erneut getrübt, wir sehen nur schemenhaft die umliegenden Berge. Trotzdem halten wir uns recht lange am Gipfel auf. Die Abfahrt gestaltet sich aufgrund des weichen und teilweise grundlosen Nassschnees dann dermaßen kräfteraubend, dass wir froh sind gesund wieder am Bus anzukommen. Zum Abschluss gibt es noch einen letzten Einkehrschwung im bereits bekannten Alpengasthof Bergkristall.

Leider geht auch die schönste Zeit irgendwann wieder zu Ende und ehe man sich versieht sitzt man im Bus und realisiert, dass man sich bereits schon wieder auf dem Heimweg befindet. Rückblickend betrachtet waren unsere Touren maximal erfolgreich. Dazu waren wir eine absolut harmonische Truppe, wo jeder nach dem anderen geschaut und dem anderen geholfen hat, wenn es notwendig war. Zudem gab es neben der ein oder anderen Karaffe sehr gutem Rotweins einige ungezwungene und interessante Gespräche, uuund natürlich auch sehr witzige Runden mit ausgiebigen Schmunzeln und guter Laune. Überdies taten allen die besinnlichen Gedanken, die wir auf den Gipfeln miteinander teilten, sichtlich gut – eine wirklich schöne Idee.

Ich freue mich schon wieder auf die nächsten Touren.