Skitouren um die Winnebachseehütte,

26.02. – 28.02.2022

Fasnetssamstag, Winterferienbeginn und angesagtes stabiles, schönes Wetter!

Diese Startvoraussetzungen für unsere dreitägige Skitourenunternehmung lassen uns bereits um 06:00 Uhr morgens Richtung Gries im Ötztal aufbrechen. Der DAV Bus bis auf einen Platz voll besetzt, ist jeder schon hochmotiviert auf den bevorstehenden Touren. Unsere wilde Truppe halten das bereits bestens eingespielte Duo Rainer und Florian im Zaum. Weitere zwei Teilnehmer werden wir am Parkplatz unseres Ausgangspunkts treffen.

Als wir nach einem großen LVS Check endlich aufbrechen, sind wir etwas überrascht, dass auf 1.600m sooo wenig Schnee liegt. Wir kommen gerade noch so, ohne die Skier tragen zu müssen, in höhere Lagen, wo mehr Schnee liegt. Das könnte auf´s Material gehen, wenn wir wieder zurückkommen, denkt jeder daher vor sich hin.

Hatte es anfänglich, beim Start, noch einige Wolken, ist der Himmel bereits fast wolkenlos, als wir nach rund siebenhundertsechzig Höhenmetern an der Winnebachseehütte ankommen. Auf die Hütte waren viele schon gespannt, da man viel Gutes über sie gehört und im Internet gelesen hat. Wir machen es uns gleich auf der Sonnenterrasse, bei Kaspressknödelsuppe, Kaffee, Kuchen und lauwarmen Skiwasser (die Idee war nicht von uns, sondern von der sehr netten und freundlichen Hüttenhelferin), gemütlich. Wir bekommen doch tatsächlich den kompletten Winterraum (ist eher ein Haus) als Unterkunft zur Verfügung gestellt. Dieser ist praktisch nagelneu, mit eigener Toilette. Allerdings fehlt noch der Holzofen um den Raum zu beheizen (wir müssen aber nicht frieren, es gibt noch ein Aggregat). Schnell unsere Rucksäcke erleichtern, die Sachen reinwerfen und wieder weiter, wir wollen ja schließlich gleich noch die erste Tour in Angriff nehmen.

Nach kurzer Beratung ist das Ziel klar. Es soll in die Putzenkarscharte gehen. Hinter der Hütte gehen wir in östlicher Richtung, über einen Moränenrücken aufwärts und an der Ernst Riml Spitz vorbei. In einem Flachstück verlassen wir die Aufstiegsspur, die zum Bachfallenferner führt nach rechts und halten auf den breiten Steilhang, der zum Putzenkarferner hinaufführt, zu. Der Hang sieht für die Abfahrt recht einladend aus, da wir die ersten sein werden, die hoffentlich schöne Spuren legen. In einem Rechtsbogen nun unter die felsigen Ausläufer der Putzenkarschneid und schräg in das weite Becken des Putzenkarferner. Hier sieht man die schmale und sehr steile Rinne die zur Scharte führt. Es geht ein schneidiger und kalter Wind, das ganze Becken und die Scharte liegen komplett im Schatten und es gibt leider auch ziemliche Triebschneeansammlungen. Deswegen entscheiden wir, dass die Scharte heute zu gefährlich für uns ist und gehen kurzerhand rechts ab, trotzdem recht steil, auf einen kleinen Gipfel – den „Florian Schneider Ersatzkogel“. Auch schön hier, zumal er gerade sooo in der Sonne liegt. Windig ist´s dennoch. Also schnell eingepackt und der erwartete Abfahrtsgenuss beginnt. Leider, wie immer, sind wir viel zu früh wieder an der Hütte. Aber nach weiteren guten fünfhundert Höhenmetern haben wir uns nun die Gemütlichkeit der Hütte verdient. Diese ist gut ausgebucht, aber im Nebenzimmer, der sogar über einen eigenen Ofen verfügt, sind wir zusammen mit einer anderen Gruppe praktisch allein. Als der Hüttenwirt später zu einer kurzen Info vorbeikommt, meint er, dass er morgen früh aufgrund der Kälte das Frühstück erst um halb acht ansetzt. Ist auch recht, heißt etwas länger schlafen für uns. Die Nacht verläuft dann auch recht ruhig, zumindest für mich. Aber als ich mich am Morgen aufwache, sehe ich, recht verwundert, drei Kissen neben mir liegen! Hier hat es wohl eine kleine, einseitige Kissenschlacht gegeben. Felix erzählt mir, ich hätte eine Zeit lang eine mittelgroße Säge ausgepackt, was aber fast nicht sein kann, da ich normalerweise ein „nicht Schnarcher“ bin, auch die anderen haben nichts gehört. Allerdings musste er dann die rechtliche Nacht ohne Kissen auskommen – hi, hi!

Nach einem ausgiebigen, späten Frühstück begeben wir uns in die Eiseskälte. Es hat traumhaft schönes Wetter, aber es hat auch minus fünfzehn Grad und einen mega Wind. Von den Bergspitzen ziehen überall riesige Schneefahnen weg. Unbedingt seeehr warm anziehen und in Bewegung bleiben, heißt die Devise. Das Ziel ist der Winnebacher Weißkogel (3.185m) heute. Das erste Stück geht zuerst in nördlicher Richtung, flach in das Winnebachkar. Hier biegen wir rechts in das schattige Tal welches über zwei Steilstufen, vorbei am wunderbaren Steilhand des Westlichen Seeblaskogel führt, in das Winnebachjoch. In der Zwischenzeit haben wir fast alle warmen Sachen die zur Verfügung stehen am Leib. Ich habe zum ersten Mal drei Paar Handschuhe übereinander an! Wenn nur der eisige Wind nicht wäre! Erst nach dem Joch kommen wir endlich in die Sonne, was guttut und natürlich gleich auch angenehmer ist. Wir ziehen ziemlich steil hoch zum spaltenlosen Weißkogelferner und weiter, etwas linkshaltend, in den Steilhang der zum Nordgrat und dem Skidepot führt. Wie der Name Steilhang schon vermuten lässt, ist dieser mit 35 – 38° doch recht steil und hat bereits im unteren Viertel eine völlig verblasene und hart verpresste Schneedecke. Es bleibt uns nichts Anderes übrig, als die Harscheisen anzulegen, was bei der Neigung gar nicht so einfach ist, dementsprechend vorsichtig gemacht werden muss und länger dauert. Eine andere Gruppe schließt nun auf und überholt uns teilweise – alle ohne Harscheisen. Aber mit Harscheisen ist es einfach sooo viel einfacher und sicherer. Wir holen die anderen nun wieder ein, da sie sich offensichtlich sehr schwer tun. Der vor mir schmeißt dann seine Nerven irgendwann völlig weg und ruft (gelinde ausgedrückt), ich solle doch endlich überholen, da ich eh schneller wäre, was ich dann auch gerne mache. Ein anderer verliert seinen Stock den wir aufsammeln und weiter oben verliert einer seinen Ski, der Gott sei Dank hängen bleibt. Sehr interessant hier. Aber wir erreichen das Skidepot, bereiten schon mal alles für die Abfahrt vor und gehen dann zu Fuß die letzten dreißig Höhenmeter, über Schnee und Felsen, in einer Art Rinne, zum flachen Gipfelplateau. Der Wind hat sich jetzt tatsächlich gelegt und wir können eine Weile oben bleiben und die phantastische Rundsicht genießen. Die Abfahrt geht dann problemloser als erwartet, in teilweise schönem Schnee. Bald kommen wir ins sonnige und jetzt warme Winnebachkar. Da wir noch sehr zeitig dran sind und die Sonne noch genießen wollen, steigen wir kurzentschlossen Richtung Breiter Grieskogel, nochmal sechshundert Höhenmeter zum Zwieselbachjoch auf. Nach ausgiebiger Rast geht es im idealen Skigelände zurück auf Sonnenterrasse der Hütte, zu Kaffee, Kuchen und anderen flüssigen Leckereien. Am Abend haben wir wiederum die Auswahl zwischen drei hervorragenden Gerichten. Keiner kommt zu kurz und der Hüttenwirt spendiert allen sogar noch ein gutes Tröpfchen Zirben Schnaps. Komischerweise zieht es aber heute Abend alle sehr früh zu Bett! Die Nacht verläuft ruuuuhig – keine besonderen Vorkommnisse.

Noch einmal super Wetter heute Morgen, saukalt, aber kein Wind! Na, das ist doch schon ein guter Anfang. Erneut spätes Frühstück und raus in den Kühlschrank! Wir machen uns bereit für den Breiten Grieskogel (3.287m). Rainer kämpft mit seiner über Nacht eingefrorenen Tourenbindung, kommt aber, Dank Fön und Eisstochern, bald nach und holt uns wieder ein. Es geht den bereits bekannten Weg durchs Winnebachkar, weiter aufwärts, bis kurz unterhalb des Zwieselbachjochs. Wir erreichen, etwas höher, den Grieskogelferner und die Steilstufe mit den Gletscherbrüchen. Diese umgehen wir linksseitig, abermals sehr steil (auch mit Harscheisen), bis wir den Nordrücken erreichen. Das Gipfelkreuz ist von hier aus schon gut sichtbar. Allerdings hat nun ein kräftiger und dementsprechend kalter Wind eingesetzt. Der Gipfelhang hat auch eine kräftige Neigung und der Wind bläst uns jetzt fast weg. Wir kommen am Grat an und haben wirklich sehr viel Mühe alles so für die Abfahrt vorzubereiten, ohne Verluste durch den Wind zu beklagen. Es ist nur ein kurzer, aber unschwieriger Grat zum Gipfel. Schnell ein Gruppengipfelfoto und oberflux dahin wo es weniger windet. Es wird eine angenehme Abfahrt, die sehr viel Spaß macht, hinunter zur Hütte. Die Sonnenterrasse wartet schon. Allerdings müssen wir nun schweren Herzens unsere restlichen Sachen, die wir für heute noch im Winterraum lagern durften, für die baldige Talabfahrt in unseren Rucksäcken verstauen. Wir nutzen die letzte Gelegenheit zum Durstlöschen und um eine Kleinigkeit zu Essen. Dann heißt es die Rechnung zu begleichen und Skier anzuschnallen. Die Talabfahrt gestaltet sich, wie schon vermutet, als sehr ruppig! Die letzten Kehren nötigen uns sogar die Skier zu schultern. Wir sind immer noch gut in der Zeit und entscheiden uns gleich auf den Heimweg zu begeben. Somit kommen wir ohne große Verkehrsprobleme und fast ohne Rückreiseverkehr der Skigebiete zu Hause an.

Noch einmal recht herzlichen Dank an Rainer und Florian für die drei perfekten Skitourentage und die stets sichere Führung.