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Hochtour zum Rheinwaldhorn

11.07. – 12.07.2021

Das Rheinwaldhorn, ein besonderer Berg bzw. eine besondere Gegend. Hier ist nämlich einer der Ursprünge des großen, mächtigen Flusses Rhein, der später in Rotterdam in die Nordsee mündet.

Tourenführer Hubert hat wieder den DAV Bus für diese Tour gechartert. Auch Markus hat sich, auf Bitten von Hubert, kurzfristig dazu bereit erklärt noch eine Seilschaft zu übernehmen. Vielen Dank dafür, denn so können einfach doppelt so viele Leute mit auf Tour gehen, macht insgesamt acht Personen.

Wir kommen pünktlich um 13:00 Uhr los und erreichen genau nach zwei Stunden Fahrt den Parkplatz direkt am Eingang des San Bernadino Tunnels. Die späte Abfahrt hat wieder einen besonderen Grund, denn um unsere Hütte, die Zapport Hütte zu erreichen, müssen wir einen der größten Truppenübungsplätze (oder auch Schießplätze wie die Schweizer ihn nennen) passieren. Wie wir später erfahren und teilweise auch auf dem Weg sehen können, wird hier mit aller möglicher scharfer Munition geschossen. Deshalb gibt es nur immer bestimmte Zeitkorridore, an denen es erlaubt und natürlich auch sicher ist hindurchzulaufen. Damit wir schneller durch die Gefahrenzone kommen, hat Hubert ein lokales Allrad Taxi, welches die Durchfahrterlaubnis hat, organisiert. Das geht schnell und jeder ist froh nicht zu lange mitten durch Leopard Panzer hindurchzulaufen (ist eh ein ungutes Gefühl) zu müssen. Von hier sind es ca. 2 ½ Stunden bis zur Hütte. Der Weg ist sehr abwechslungsreich und führt immer rechtsseitig entlang den teil hohen und auch schroffen Abbrüchen des hier noch jungen Rheins. Als wir die Hütte um 18:00 Uhr erreichen sind alle nassgeschwitzt, da das Wetter wirklich schön, aber vor allem wahnsinnig schwül ist. Außerdem liegt unser morgiger Gipfel, schön sichtbar für alle, ohne Wolken, direkt im Talschluss hinter der Hütte.

Die Zapport Hütte ist ebenfalls besonders, denn sie wurde das letzte Mal vor knapp 100 Jahren umgebaut. Es ist eine sehr kleine und urige Hütte, eben wie aus den Anfängen des letzten Jahrhunderts. Vor Corona kamen maximal 24 Personen darin unter (damit war sie aber eher schon überfüllt). Derzeit ist aber nur die Hälfte der Leute zugelassen. Somit haben wir für die knappen zwei Tage die Hütte praktisch für uns alleine. Die zwei Toiletten (mit Aussichtsfenster) sind natürlich außerhalb der Hütte, so wie die selbstgebaute und ebenso rustikale Dusche. Auch das fließende Wasser gibt’s nur draußen, an der hinteren Hüttenecke incl. eines mini Edelstahlwaschbeckens. Der in sich ruhende Hüttenwirt Martin ist nicht böse, ob der auf die Hälfte reduzierten Personenzahl, da er für sich als Hüttenwirt nur eine Räumlichkeit von sage und schreibe 4m2 als seine Rückzugsmöglichkeit betrachten kann. Denn, wenn die volle Kapazität der Hütte bewirtschaftet werden muss, muss er jemanden einstellen, der dann nicht mal einen eigenen Platz für sich selbst zur Verfügung hat. Umso erstaunlicher ist es, was für eine Essens- und auch Kuchenauswahl er bieten kann, denn keiner von uns kann sich wirklich vorstellen wie man das alles in so einer kleinen Küche zaubern kann. Uns schmeckt das reichliche, abendliche Halbpensionsmenü auf jeden Fall so gut, dass mir persönlich dermaßen der Ranzen spannt, dass ich mir zuerst einmal eine Weile die Füße vor der Hütte vertreten muss. Eine weitere Besonderheit der Hütte ist die Tatsache, dass an jedem Tag der Saison ein Soldat der Schweizer Armee hier oben stationiert ist. Er hat die Aufgabe zu schauen, dass keiner der Besucher einfach so selbständig und ungefragt ins Tal absteigt. Er gibt, in Abstimmung mit der Armee am Schießplatz, genau vor wann der Abstieg ins Tal gefahrlos angetreten werden kann. Jeweils eine Woche am Stück sind sie hier oben stationiert, wobei der Auf- und Abstieg sogar äußerst bequem mit dem Heli absolviert wird. Martin darf diese Gelegenheiten auch für eventuelle, kostenlose und kleinere Materialtransporte nutzen.

Im nicht allzu großen Matratzenlager hat jeder genügend Platz und somit hoffentlich einen geruhsamen Schlaf. Wir stehen gut ausgeruht um viertel vor sechs auf und stehen nach ausgiebigem Frühstück um zehn nach halb sieben abmarschbereit vor der Hütte. Zuerst geht es ca. 2km, nur mit leichtem Höhengewinn, weiter auf der rechten Seite des Rheins ins Tal hinein, bis wir den Talschluss erreichen. Hier kommen tatsächlich von allen Berghängen irgendwelche Rinnsale, sowie kleinere und größere Bäche heruntergeströmt. So sieht er also aus, der Beginn des Rheins. Definitiv ein kulturelles High Light. Ab hier heißt es nun, 600 Hm hinauf zur Läntalücke. Im Führer steht – wegloses Gelände, geschickte Wegfindung notwendig. Hubert geht voran und jeder ist froh, dass jetzt endlich Höhenmeter gemacht werden. Anscheinend sollen Steinmännchen helfen den Weg zu finden. Leider kann ich nicht wirklich welche ausmachen. Umso erstaunlicher ist es, dass Hubert irgendwie ein besseres Auge oder einen besseren Instinkt hat, denn wir kommen regelmäßig, tatsächlich an kleinen Steinmännchen vorbei, die man vorher nicht sehen konnte. Somit gelangen wir zügig, auch über einige Altschneefelder und ohne weitere Probleme zur Scharte, wo der Gletscher beginnt. Kurze Pause und anseilen ist jetzt angesagt. Von hier haben wir zum ersten Mal einen schönen Blick auf den Gipfel und die anstehende Aufstiegsroute. Die zwei Seilschaften sind schnell gebildet und es geht los. Leider nicht allzu lange, denn wir müssen noch Stück über den felsigen NO-Grat aufsteigen. Also, Seil rein, Steigeisen wieder aus und ran an den Fels. Der Fels macht Spaß und ist auch wieder schnell überwunden. Ab hier nur noch Aufstieg über den Gletscher mit großer Schneeauflage. Ganz schön anstrengend, für die, die etwas schwerer sind, denn sie sinken teilweise bis zur Hüfte im Schnee ein. Wir teilen die Leute geschickt auf, Leichte nach vorn und die Schwereren nach hinten. So kommen wir besser voran. In der Ferne erkennen wir zwei Seilschaften die gerade die letzten Meter am Gipfelgart zurücklegen. Auch wir kommen nach der Querung des Gletschers bald am steilen Gipfelgrataufschwung an. Nur noch 20min. und wir sind oben. Die anderen, zwei italienischen Seilschaften (wir wissen noch nicht, dass sie heute Nacht Europameister geworden sind, und sie lassen sich auch nichts anmerken), kommen uns, bestens gelaunt, bereits wieder entgegen. Leider bemerken wir nun, dass massiv Wolken, in großer Geschwindigkeit heranziehen. Kurz bevor wir das Gipfelkreuz erreichen, verschwindet dieses in dunklen Wolken. Ich erinnere mich an Hubert´s Satz in der Einladung „…und staunen über die grandiose Aussicht“ 😉 – schade, aber was soll´s, bis hierher war´s bis jetzt ja wunderbar. Zeitlich sind wir auch super unterwegs, wir hatten 4:50h bis auf den Gipfel, trotz Pausen und häufigem Einsinken im Schnee. Wegen den Wolken und der schlechten Sicht auf dem Gletscher wählen wir den gleichen Weg für den Abstieg, alles andere wäre zu gefährlich, denn wir dachten über eine mögliche Abkürzung beim Abstieg nach. Alles geht auch hier zügig, denn wir nutzen alle möglichen Schneefelder, um auf ihnen abzufahren. Nach 3 ½ Stunden sind wir recht frühzeitig wieder zurück bei der Hütte.

Wie vermutet ist es uns aber noch nicht erlaubt ganz ins Tal abzusteigen, da unten auf dem Truppenübungsplatz immer noch heftig scharf, bis zur Hütte gut hörbar, geschossen wird. Unser Hütten Soldat meint, dass es wohl vor 18:00 Uhr nichts werden wird mit Abstieg. Puh – das wird eine späte Heimfahrt. Somit entscheiden wir uns kurzer Hand, den obligatorischen Einkehrschwung nach der Tour eben auf der gemütlichen Hütte durchzuführen. Genügend zu trinken, feiner Kuchen und leckere Rösti mit allen erdenklichen Zutaten lassen die Zeit wie im Fluge vergehen. Kurz vor 18:00 Uhr bekommen wir dann endlich das „GO“ von unserem Hütten Soldaten. Hubert hat in der Zwischenzeit, zusammen mit Martin dem Hüttenwirt unser Allrad Taxi zur schnellen Durchfahrt des Schießplatzes organisiert. Nach 1 ½ Stunden kommen wir unten am Schießplatz an, das erste Taxi wartet bereits schon auf uns, das Zweite schon auf dem Weg. Es ist kurz nach halb acht als wir uns mit dem Bus wieder auf die Heimreise machen. Die Fahrt verläuft flott und problemlos und um kurz nach halb zehn sind wir wieder wohlbehalten zurück in Wangen.

Eine lange, aber sehr schöne Tour mit einigen Besonderheiten. Vielen herzlichen Dank an Hubert und Markus für die stets sichere, ruhige und kompetente Führung.