„Lawinen“- Verdrängen oder Anpacken?

Eine Rückschau auf zwei  Ausbildungsangebote des DAV Wangen.

 

Kennst du dieses Gefühl auch? Dieses komisches Bauchgrummeln, wenn du etwas tust, bei dem du dir nicht sicher bist? Und die damit verknüpfte Frage: Was soll ich tun? Soll ich es lassen? Oder soll ich mich über mein Bauchgefühl hinwegsetzen?

Diese Frage werden sich viele Skitourengeher, vor allem Anfänger so wie ich, in jeder Saison stellen. Und wenn nicht auf der Tour selbst, dann spätestens, wenn in den Medien über Lawinenunfälle und leider auch über Tote berichtet wird.

Ich könnte das unangenehme Thema und das Risiko einfach verdrängen und denken „Mir passiert schon nichts!“ Pech, wenn`s schief geht, denn eigentlich habe ich vor, noch ein paar Jährchen auf dieser schönen Welt zu bleiben.  Ich könnte zuhause bleiben oder ausschließlich alpin Ski fahren, wenn Skitouren gehen nur nicht so eindrucksvoll schön und ein Berg- und Naturerlebnis der besonderen Art wären. So will ich also weder das eine noch das andere. Da bleibt dann eigentlich nur noch die Entscheidung übrig, das  Thema „Lawine“ anzupacken. Also blättere ich voller Neugier das DAV-Programm durch und halte nach entsprechenden Kursen und Angeboten Ausschau. Und ich werde gleich zweimal fündig: „4 Tage Skitouren Grundlagen auf der JUBI Hindelang“ und „Skitourenwochenende für Skitourenanfänger am San Bernadino“ mit Klaus Kunigham. Gebongt!!! Mit Klaus zu gehen, ist sowieso immer ein Gewinn! Und kaum angekommen, geht`s schon los mit: Wie lese ich eine Karte bezüglich Steilheit, Geländeform und Hangausrichtung? Was bedeuten die standardisierten Aussagen im Lawinenlagebericht? Unter welchen Bedingungen ist die geplante Tour möglich oder auch nicht? Worauf achte ich im Gelände? Wo könnten Gefahrenstellen liegen? Wie bediene ich mein LVS-Gerät richtig? Was ist im Falle eines Lawinenabganges zu tun? Spüre ich beim Sondieren einen verschütteten Menschen?..........

Diese Fragen und Themen sind in der Theorie und beim Besprechen in gemütlicher Runde schnell klar und eindeutig. Auch eine LVS-Suche in ebenem Gelände ist meist kein Problem. Praktischer wird dies alles im freien Gelände, wenn ein Schneeprofil gegraben oder eine Sondierbar geschaufelt wird oder selbständig eine Tour für den nächsten Tag geplant werden soll. Das Ganze gewinnt an Spannung, wenn in die Rolle des Tourenführers geschlüpft und so das Auge für Gefahrenstellen  geschult wird und Risikoabwägungen getroffen werden. Ein Highlight ist aber das Nachspielen eines Lawinenszenarios. Dann rückt einem die Angst und die Anspannung zu Leibe und das Adrenalin im Blut lässt ein wenig von einem realen Unglück erahnen und erspüren.

Angenehm waren diese zuletzt genannten Erfahrungen nicht, aber lehrreich. Für mich bedeutet dieses Erleben: Lernen durch Tun! Und ich bin in der Rückschau dankbar, dass ich dadurch die Möglichkeit hatte, mich weiter zu entwickeln, das Risiko einschätzbarer zu machen und im Notfall handlungsfähiger zu sein.

Und zum Schluss, lieber Leser, bleibt nur noch die Frage offen: „Welcher Typ Skitourengeher bist Du? Verdränger oder Anpacker?