Von Gipfelstürmern und Waalwegbummlern

 

„Sommer im Vinschgau: der würzige Duft der Heuernte, schattige Wälder, sonnenüberflutete Almen und hoch über allem locken die Gipfel der Berge. Eine Traumlandschaft voller Verführungen: Wandern über friedliche Hochalmen, begleitet nur vom Rauschen der klaren Gebirgsbäche, im Sonnenlicht durch romantisch-lauschige Dörfer streifen und abends das bunte Treiben auf Sommerfesten genießen.“ Von diesem Slogan des Tourismusverbandes Vinschgau ließen sich 46 Teilnehmer der DAV-Sektion Wangen begeistern und  erlebten in der Tat vom 31. Juli bis 7. August in der Bergwoche in Schlanders eine Fülle unvergesslicher Erlebnisse.

Schon auf der Anfahrt zeigte der Besuch des Vintschger Museums in Schluderns, wie einfallsreich sich die Bewohner seit jeher mit dem Problem der Wasserverteilung an den Steilhängen ihrer Almen beschäftigten. Wer weiß schon, dass das Vinschgau mit nur 500 mm Jahresniederschlag zu den niederschlagsärmsten Gebieten ganz Europas gehört! Und trotzdem ist die Tallandschaft des Vinschgaus ein einziger überdimensional großer Apfelgarten, ja sogar bis in eine Höhe von 1600 Metern werden Almwiesen bewässert. Auf einer anschließenden Waalwegwanderung konnten diese künstlichen, oft atemberaubend kühn angelegten Wasserläufe bestaunt werden, die das lebenspendende Nass fast in jeden Winkel dieser archaischen Kulturlandschaft bringen.

Wer weitere Einblicke in die faszinierende Bergwelt des Vinschgaus gewinnen wollte, konnte sich aus einer Vielzahl von Wandervorschlägen das herauspicken, was seinem persönlichen Geschmack und Leistungsvermögen entsprach. Oft fiel die Wahl nicht leicht, denn die Tourenführer Sigi Greber, Beate Schaupp-Weber und Hubert Weber hatten ein attraktives Tourenprogramm zusammengestellt. Wer den Tiefblick auf das „Apfelparadies“ genießen wollte, konnte auf dem Meraner Höhenweg nicht nur eine Augenweide erleben, es gab ja auch noch Gaumenfreuden mit Speck und Rotwein auf den Almgasthöfen. Im Gegensatz dazu verlangte die Gletschertour auf die  3230m hohe Eisseespitze von Sulden aus Kenntnisse im Umgang mit Seil und Pickel. Ebenfalls von Sulden führte eine hochalpine Tour auf das 3123m hohe Madritschjoch und wer noch genügend Kräfte hatte, konnte noch die 3324m hohe Hintere Schöntaufspitze ersteigen, um anschließend den langen Abstieg ins Martelltal anzutreten. Wer´s gemütlicher schätzte, konnte diese traumhafte Bergkulisse im Banne des König Ortler, des Monte Zebru und der Königspitze-Nordwand auf dem Morzini-Wanderweg zur Hintergrathütte erleben.

Auch dem Schweizer Nationalpark im Val Müstair wurde ein Besuch abgestattet. Wer vom Ofenpass den Piz Daint oder den Piz Minschuns besuchte, wurde mit einem umfassenden Weitblick bis in die Silvretta und die Ötztaler Berge belohnt. Wer ganz gut drauf war an diesem Tag, der durfte mit Sigi die 18 km lange Strecke vom Ofenpass durchs wildromantische Val Mora bis hinunter nach Santa Maria im Dauerlauf zurücklegen.

Im übrigen: den einzigen Regen gab´s an diesem Tag, was nicht heißt, dass der eine oder andere auch sonst mal nass geworden ist. Besonders dann, wenn der Sprühradius der Bewässerungsanlagen den Wanderweg überlagerte – dann gab´s halt eine Dusche!

Den Abschluss dieser erlebnisreichen Bergwoche feierten die Teilnehmer am Freitag nach einem schweißtreibenden Anstieg zum Fisolgut-Hof neben der Schlandersburg. Im Schatten von Kastanien und Nussbäumen genossen alle die Marende und den süffigen Südtiroler Wein.